Andacht zum 2. Sonntag nach Ostern

Gedanken zum 23. Psalm. Ein Psalm Davids.

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,

fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Aus den Worten des 23. Psalms ruft es mir zu: Ich stehe unter Gottes Schutz. Im Urtext
heißt es eigentlich: Gott war mein Hirte, ist mein Hirte und wird mein Hirte sein.
Das Bild des Hirten war früher ein Begriff für Herrscher im alten Orient und damit
verbunden der Herrschaftstitel. Dem Herrscher steht ein legitimer Anspruch auf Führung
zu und im Gegenzug hat der Herrscher auch die Pflicht, für Schutz und Ordnung zu
sorgen. Ja, er hat die Bedingungen zu schaffen, dass die ihm anvertrauten Menschen
genug zum Leben haben. Der Hirte sorgt sich also, auch unser Hirte: Gott.
Aber das heißt nicht ich kann faul sein, sondern Gott versorgt mich mit allem
Lebensnotwendigen, daraus kann ich leben. Gott bringt mich zur Ruhe, innerlich und
äußerlich. Wörtlich: wieder und wieder bringt Gott meine Seele zurück, baut sie auf.
Unterstützt wird dies vom Bild: Tal / Schlucht des Todesschatten. Das war ein Ort für
den Unterschlupf von Räuber und wilde Tiere, auch die Stätte des Todes und der
Leblosigkeit, Steinschläge, die Geier warten nur darauf, dass man unter die Räder
kommt. Und es erinnert mich daran: Gott erspart uns das nicht – aber ist da. Ja,
manchmal geht es diese Wege um zur nächsten Oase zu kommen.

Da kommen die Bilder vom Stecken und Stab gerade recht. Der Hirte hatte in jener Zeit
zwei aus Holz gefertigte Hilfsmittel für seinen Hirtendienst: 1. den „Stecken“ (so Luther).

Es handelt sich um einen knüppelartiger kurzer Stock, eine Keule. Sie kommt als Schlag-
oder Wurfgerät gegen Angreifer, seien es wilde Tiere (Löwen, Bären) oder Menschen

(Räuber) zum Einsatz (auch Szepter). 2. den „Stab“. Der ist nicht wie der Stecken kurz
und am einen Ende dick, sondern dünner, länger und an einem Ende gebogen. Den
langen Hirtenstab (eine Art verlängerter Spazierstock oder …) kennen wir noch heute.
Der Hirte stützt sich darauf und prüft und überwacht seine Herde. Vor allem aber ist es
ein Werkzeug, das der Führung und Leitung dient. Er schiebt damit Dorngebüsch auf die
Seite. Und er leitet das einzelne Schaf dorthin, wo er es haben will, indem er das
gebogene Ende sanft an die Flanke des Tieres drückt. So stehen für den Schutz (Stecken)
und für Führung (Stab). Sie dienen nicht zu unserer Bestrafung, sondern zu unserem
Trost und Schutz.
So gibt Gott mittendrin Ruhe und Frieden. Der Tisch ist ein Ort des Friedens und das
gesalbte Haupt ist ein beschütztes Haupt. So ist Gott zu uns. Immer wieder kann ich in
dahin zurückkehren. Gott ist da: war mein Hirte, ist mein Hirte, wird mein Hirte sein,
auch wenn ich es nicht zu spüren glaube.

Beten Sie mit mir: Du starker Gott, unsere Zuflucht: Birg uns im Mantel deiner Liebe,
wenn uns kalt wird von innen her, wenn Trauer und Trostlosigkeit über uns herfallen
und alles nur noch sinnlos erscheint. Gewähre uns einen Unterschlupf bei dir, wenn uns
die Gedanken verfolgen an das, was wir versäumt haben oder hätten anders machen
sollen, oder wenn unser Reden und Tun böse war, uns schließlich einholt. Halt uns fest,
du starker Gott, wenn der Boden unter uns wankt und unsere Lebensentwürfe
zerbrechen, wenn wir erkennen, wie hohl vieles ist, was dir darstellen und behaupten,
oder wenn uns das Ziel unseres Daseins verschwimmt. Gott, mit all unseren
verworrenen Gedanken, mit unseren Fragen und Zweifeln flüchten wir uns zu dir.
Erbarme dich über uns.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille
geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib
uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
So segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist. Amen.

Ihre Annegret Lattke

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